Bei juristischen Fachübersetzungen handelt es sich um ein ganz besondere Übersetzungen. Bei der Übersetzung eines deutschen Urteils in Italienische geht es nicht darum, den Ausgangstext soweit wie möglich an die Kultur und das Rechtssystem des Zieltextes anzugleichen, sondern darum juristische Begriffe des Ausgangstextes im Zieltext verständlich zu machen.
In Kaufverträgen wird zum Beispiel manchmal angegeben in welchem Güterstand die Käufer leben. Die Zugewinngemeinschaft existiert in Italien nicht und hier sollte dann umschrieben werden. Etwas einfacher ist es bei einem Handelsvertretervertrag, weil es nach italienischem Recht einen contratto di agenzia gibt.
Ein anderes Beispiel ist der Begriff der außerordentlichen Kündigung oder der Kündigung aus wichtigem Grund in einem Vertrag. Schlage ich im Wörterbuch nach steht bei außerordentlich „insolito, fuori dal comune“ und bei wichtig „importante“.
Wäre die richtige Übersetzung also „recesso insolito“ oder „recesso per motivo importante“? Nein, der richtige Rechtsbegriff lautet „recesso per giusta causa.“ Es ist darauf hinzuweisen, dass auch Fachwörterbücher Lösungen liefern können, die im Einzelfall dann doch nicht passen.